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Wirtschaftslexikon
Ausgabe 2017
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Lean Production

Eine Ende der 1980er Jahre durchgeführte, umfangreiche Vergleichsstudie zwischen japanischen und westeuropäischen sowie nordamerikanischen Automobilbauern ergab, dass japanische Hersteller pauschal gesprochen in der Lage waren, ihre Fahrzeuge in der Hälfte der Zeit und zu nur 50 % der Kosten zu entwickeln und herzustellen als ihre Konkurrenz. Zudem erreichten sie eine nahezu doppelt so hohe Flexibilität und eine deutlich bessere Qualität. Das in Japan zur Anwendung kommende, primär durch Toyota entwickelte Produktionssystem wird als Lean Production bezeichnet, wobei sich das Adjektiv lean (schlank) ursprünglich auf die geringen zeitlichen und mengenmäßigen Puffer und Sicherheitsmargen bezog. Das Konzept umfasst nicht nur den eigentlichen Fertigungsbereich, sondern die gesamte innerbetriebliche Wertschöpfungskette sowie Fragen der Kooperation mit Zulieferern. Da es sich grundsätzlich um ein Unternehmensführungskonzept handelt, wird auch von Lean Management gesprochen. Die Philosophie des Konzepts kann auf fünf spezifische Denkweisen und acht Grundsätze zurückgeführt werden. Das dem Handeln zugrunde liegende Denken ist folgendermaßen geprägt: a) proaktiv: Krisen sollten durch Antizipation und Vorsorge vermieden sowie das Umfeld aktiv gestaltet werden; b) sensitiv: Die Dynamik des Umfelds erfordert eine permanente Anpassung der eigenen Handlungen. Zudem sind neben harten Fakten verstärkt auch Grundstimmungen des Umfelds zu analysieren; c) ganzheitlich: Eine Orientierung am Ganzen wird als vielversprechender angesehen als die isolierte Optimierung der Teilbereiche; d) potenzialorientiert: Sämtliche betrieblichen Ressourcen sind optimal für die Leistungserstellung zu nutzen. Ihre Weiterentwicklung stärkt die eigene Leistungsfähigkeit langfristig; e) ökonomisch: Alle nicht wertschöpfenden Aktivitäten werden als Verschwendung angesehen und müssen auf ein Mindestmaß reduziert werden. Gleiches gilt für vermeidbare Konflikte. Bisher selbst erstellte indirekte Leistungen, die in gleicher oder höherer Qualität extern bezogen werden können, sind auszulagern (Outsourcing).

Die Strategien und Handlungen des Unternehmens basieren auf den folgenden Grundsätzen: a) Kundenorientierung: Die angebotene Leistung wird konsequent an den Wünschen des Kunden ausgerichtet, was die Erstellung fehlerfreier Produkte beinhaltet. Intern wird jede Wertschöpfungsstufe als Kunde der vorhergehenden betrachtet. b) Mitarbeiterorientierung: Die Mitarbeiter werden als zentrale Ressource angesehen, die zu motivieren, zu qualifizieren und zu fördern ist. Ihr Wissen und ihre Fähigkeiten sind konsequent zu nutzen. c) Lieferantenorientierung: Zulieferer werden zu Partnern im Rahmen von langfristig ausgelegten Wer tschöpfungsoder sogar Entwicklungspartnerschaften. d) Prozessorientierung: Unterschiedliche, inhaltlich aber zusammengehörende Tätigkeiten werden zu ganzheitlichen Prozessen zusammengefasst. Neben einem breiteren Aufgabengebiet (Job Enlargement) für die Stelleninhaber werden diesen i. d. R. auch übergeordnete steuernde und entscheidende Tätigkeiten (Job Enrichment) zugeordnet. e) Wertschöpfungsorientierung: Tätigkeiten, die keinen direkten Kundennutzen schaffen, sind zu rationalisieren. Langfristig sind ausschließlich die Leistungen selbst zu erbringen, die auf eigenen Kernkompetenzen basieren. f) Parallelisierung: Mittels simultaner Bearbeitung von Vorgängen sind die Zeiten für die Produktneuentwicklung (Simultaneous Engineering) sowie für die Auftragsabwicklung so weit wie möglich zu reduzieren. g) Vereinfachung: Zwecks Reduzierung der Komplexität sind alle Vorgänge, soweit sinnvoll und möglich, zu simplifizieren. Zudem sind möglichst viele Standardteile zu nutzen. h) Veränderungsbereitschaft: Permanente Verbesserungen (Kaizen) sind nur möglich, wenn alle Mitarbeiter in hohem Maße bereit sind, Veränderungen aktiv mit zu entwickeln, zu akzeptieren und umzusetzen.

Diese Denkweisen und Grundsätze finden sich in zahlreichen Detailkonzepten des Ansatzes wieder (u. a. Kanban Prinzip, Single Sourcing, + Dual Sourcing, Modular Sourcing, Simultaneous Engineering, Target Costing).





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