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Wirtschaftslexikon
Ausgabe 2017
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Geldmenge

(M) im geldhaltenden Sektor, d.h. außerhalb der Monetären Finanzinstitute (MFIs), vorhandener Bestand an hoch liquiden Aktiva. Komponenten der Geldmenge (M) sind: Bargeld (Noten und Münzen), - Einlagen und sonstige Verbindlichkeiten monetärer Natur der MFIs. Abgesehen vom Bargeld sind bei allen Komponenten unterschiedlich weite Abgrenzungen je nach dem Grad der Geldnähe gebräuchlich. Einlagen öffentlicher Haushalte bei der Zentralbank werden ungeachtet ihrer Liquidität mit Rücksicht auf die währungspolitische Mitverantwortung des Staates oft nicht in die M-Aggregate einbezogen. In Hinblick auf die Bedeutung des Geldes für die Entwicklung gesamtwirtschaftlicher Größen, z.B. des - Sozialprodukts oder des Preisniveaus, beschränken sich die M-Aggregate auf die Geldbestände von Nichtbanken (Geldtheorie, - Geldpolitik). Die Höhe dieser Geldmenge wird im Zusammenwirken von Zentralbank, Geschäftsbanken und Nichtbanken durch Einflußgrößen bestimmt, die als Determinanten von - Geldangebot (Geldbasis) und - Geldnachfrage aufgefaßt werden. Die - Deutsche Bundesbank grenzte bis Ende 1998 folgende Geldmengen ab: Ml = Bargeldumlauf (ohne Kassenbestände der Kreditinstitute) einschl. der im Ausland befindlichen DM-Noten und Münzen zuzüglich Sichteinlagen inländischer Nichtbanken beim inländischen Bankensektor (einschl. Repogeschäfte) ohne Zentralbankeinlagen öffentlicher Haushalte. M2 = M1 zuzüglich Termineinlagen inländischer Nichtbanken mit Befristung bis unter vier Jahren (einschl. Repogeschäfte) beim inländischen Bankensektor. M3 = M2 zuzüglich Spareinlagen inländischer Nichtbanken mit dreimonatiger Kündigungsfrist beim inländischen Bankensektor. M3 erweitert = M3 zuzüglich DM-Einlagen von inländischen Nichtbanken bei Auslandsfilialen und Auslandstöchtern inländischer Kreditinstitute sowie Inhaberschuldverschreibungen im Umlauf bei inländischen Nichtbanken (börsenfähige Papiere mit Laufzeit bis unter zwei Jahren), dazu in- und ausländische Geldmarktfondsanteile in den Händen inländischer Nichtbanken (bereinigt um die Bankeinlagen und Bankschuldverschreibungen unter zwei Jahren der inländischen Geldmarktfonds). Das Europäische System der Zentralbanken hat leicht abgewandelte Abgrenzungen gewählt: Zum geldhaltenden Sektor zählen alle im Euro-Währungsgebiet ansässigen NichtMFIs, ausgenommen Zentralregierungen. Zum geldschaffenden Sektor gehören alle Einrichtungen, deren Verbindlichkeiten monetärer Natur sein können; sie sind als Monetäre Finanzinstitute (Zentralbanken, Kreditinstitute nach dem Gemeinschaftsrecht und einige zusätzliche Finanzinstitute) definiert. Die Geldmengenaggregate auten: M1 = Bargeldumlauf und täglich fällige Einlagen. M2 = Ml zuzüglich Einlagen mit Vereinbarter Laufzeit von bis zu zwei Jahren, Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten. M3 = M2 zuzüglich Repogeschäfte, Geldmarktfondsanteile und Geldmarktpapiere (netto), Schuldverschreibungen bis einschließlich zwei Jahre (netto). Im Gegensatz zu den Einlagen (-forderungen) fallen die Einlagenverbindlichkeiten der Zentralregierungen („neutraler Sektor", zu unterscheiden vom „Staatssektor" mit Ländern, Gemeinden, Sozialversicherungsträgem), soweit sie monetären Charakter haben, unter die M-Aggregate. Die Höhe der Geldmenge Ml bis M3 ist der Konsolidierten Bilanz aller Monetären Finanzierungsinstitute zu entnehmen; sie gibt mit ihren Komponenten den Verwendungszusammenhang wieder. Hinsichtlich der Zusammensetzung der M-Aggregate weist Deutschland gegenüber dem EuroWährungsgebiet z.T. markante Unterschiede auf (Tab.). Alle übrigen Positionen dieser Konsolidierten Bilanz stellen Bestimmungsgründe der Geldmenge dar: Sie lassen den Entstehungszusammenhang erkennen. Auf diese Weise ist auch die Entwicklung der Geldbestände (Bestandsänderungsgröße!) im Bilanzzusammenhang statistisch zu verfolgen und saldenmechanisch auf das Zusammenspiel von Veränderungen der einzelnen Faktoren zurückzuführen. Im einzelnen handelt es sich um: · Kredite an inländische Nichtbanken (öffentliche Haushalte, Unternehmen und private Haushalte); • Netto-Forderungen an das Nicht-Euro-Währungsgebiet; · Geldkapital (Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von mehr als zwei Jahren, Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist von mehr als drei Monaten, Schuldverschreibungen mit Laufzeit von mehr als zwei Jahren, Kapital und Rücklagen); • Sonstige Einflüsse (einschl. Gegenposten für die monetären Verbindlichkeiten der Zentralregierungen).
Geldmenge Ein wachsendes Problem stellt das elektronische Geld für die quantitative Erfassung der Geldmenge dar. Zumindest die Aufladungsgegenwerte des Kartengeldes sind im Hinblick auf die Zahlungsgewohnheiten derzeit schon unter die M-Begriffe subsumiert. Im Hinblick auf »moneyness« ist überdies zu fragen, ob einfache Summenbildung dem Geld wirklich gerecht wird. Als Alternative kommt die Bildung gewichteter Aggregate in Frage. Hierbei können u.a. die Opportunitätskosten der Bestandshaltung verschiedener Geldarten als Gewichte in Betracht gezogen werden. Denn wenn Wirtschaftssubjekte einen Zinsnachteil bei der Geldhaltung in Kauf nehmen, versprechen sie sich offenbar einen kompensierenden nichtpekuniären Geldnutzen, und dieser spiegelt die „eigentliche" Geldleistung wider. Literatur: Issing, O. (1998). Claassen, E.-M. (1974). Deutsche Bundesbank (März 1999)

Bis zur Aufnahme der Tätigkeit der Europäischen Zentralbank hat die Deutsche Bundesbank verschiedene Geldmengen-Begriffe in enger und weiter Definition voneinander abgegrenzt, wie dieses internationalen Gepflogenheiten entsprach. Als Besonderheit für die Bundesrepublik Deutschland hat sie das Konzept der Zentralbank-Geldmenge entwickelt. Insgesamt wurden folgende Geldmengen-Indikatoren verwendet:
M1        =          Bargeld- und Sichteinlagenbestände inländischer Nichtbanken bei inländischen Kreditinstituten. Sichteinlagen sind jederzeit verfügbare Gelder mit einer Laufzeit von bis zu 30 Tagen, die inländische Nichtbanken bei den Geschäftsbanken unterhalten (z. B. Girokonten, Kontokorrentkonten).
M2      = Geldmenge M1 zzgl. Termineinlagen inländischer Nichtbanken mit Laufzeiten von 30 Tagen bis unter vier Jahren.
M3      = Geldmenge M2 zzgl. Spareinlagen inländischer Nichtbanken mit gesetzlicher Kündigungsfrist.
Es gab weitere Abgrenzungen: M4, M5. Diese hießen: »near moneys« und beinhalten Geldsubstitute. Dieses sind geldnahe Formen, die in Geld gewandelt werden können, z. B. auch Briefmarken.
Zentral- = Von der Notenbank geschaffenes Geld, das in Form von Bankgeld von Sichteinlagen der Nichtbanken und Geschäftsbanken gehalten wird oder als Bargeld existiert.
Zentral- = Bargeld der Nichtbanken zzgl. Mindestreserve-Soll für inbankgeld- ländische Verbindlichkeiten der Banken (ohne mindestmenge reservepflichtige Bankschuldverschreibung); mit konstanten Reservesätzen berechnet.
Ab 1.1.1999 bestimmt die Europäische Zentralbank die Geldpolitik der EU, um die Preisstabilität innerhalb der Eurozone zu sichern. Die ursprünglich von der Deutschen Bundesbank definierten Geldmengenziele werden nunmehr von der Europäischen Zentralbank bestimmt. Sie beobachtet aus diesem Grunde Preise und Geldmenge in den Euroländern. Liegt die Preissteigerung mittelfristig über 2 % und die Geldmenge M3 über 4,5 %, wird von der EZB eine Zinserhöhung in Erwägung gezogen, um die Konjunktur zu bremsen.

(Geldvolumen). Bestand an Geld bei Nichtbanken. Die Geldmenge wird in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion nach M 1, M 2 und M 3 differenziert; im Eurosystem wie folgt definiert: M 1 (die Geldmenge i. e. S.): Bargeldumlauf (ohne die Kassenbestände der Monetären Finanzinstitute) und die täglich fälligen Einlagen von Ansässigen des Euroraums (außer Zentralregierungen) bei geldschöpfenden Institutionen des Euroraums. M 2 (die Geldmenge i. w. S.): M 1 zuzüglich der Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu zwei Jahren und der Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten. M 3 (die Geldmenge im weitesten Sinne): M 2 zuzüglich der Repogeschäfte, der Geldmarktfondsanteile und Geldmarktpapiere sowie der Schuldverschreibungen mit einer Ursprungslaufzeit von bis zu zwei Jahren. Diese Geldmengen-Aggregate werden auf der statistischen Grundlage der Konsolidierten Bilanz der MFIs regelmäßig ermittelt und analysiert. Das im Ausland umlaufende Bargeld wird - gesamtwirtschaftlich betrachtet - dem Sektor Übrige Welt und damit eben auch dem Nichtbanken- bzw. Nicht-MFI-Sektor zugerechnet. Wegen der weltweiten Attraktivität der „harten" DM-Währung befanden sich bis 2002 schätzungsweise mehr als 30 % der DM-Bargeldmenge in Händen von Ausländern.

ist der Bestand an Bargeld und Giralgeld in einer Volkswirtschaft. Die Deutsche Bundesbank spricht wegen Abgrenzungsschwierigkeiten bisweilen von Geldvolumen. Nach dem Kriterium der Liquiditätsnähe unterscheidet man die Geldmenge Ml (= Bargeldumlauf+ Sichteinlagen), M2 (= M1 + Termineinlagen unter 4 Jahren) sowie M3 (= M2 + Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist). Für jedes Jahr bestimmt die Bundesbank einen in Prozenten bestimmten »Zielkorridor«, innerhalb dessen die Geldmenge wachsen darf, um die Geldpolitik nicht zu gefährden.





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