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Wirtschaftslexikon
Ausgabe 2017
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Geldmarkt


1. In der modelltheoretischen Betrachtung: Ökonomischer Ort des Zusammentreffens von Geldangebot und Geldnachfrage. Im Rahmen der keynesianischen Geldmarktbetrachtung steht dabei dem realen Geldangebot, das sich aus dem exogenen nominalen Geldangebot gemessen in Kaufkrafteinheiten ergibt, die reale Geldnachfrage gegenüber, die aus der einkommensabhängigen Transaktionskassen-und Vorsichtskassennachfrage sowie der zinsabhängigen Spekulationskassennachfrage besteht. Die (neo-)klassische Geldnachfrage umfaßt dagegen eine dominant einkommensabhängige Transaktionskassenhaltung.
2. Im institutionellen Sinn: System, das dem Ausgleich von vorübergehenden Liquiditätsüberschüssen und -defiziten dient. Die überwiegend professionellen Marktteilnehmer sind in unterschiedlich stark organisierte, regulierte und kontrollierte Netzwerke eingebunden. Die Märkte entfalten sich in nationalen Grenzen (z.B. deutscher Geldmarkt), im Bereich eines Währungsraums (z.B. Euro-Geldmarkt) und zunehmend auch im Weltmaßstab. Mit dem Begriff Geldmarkt verbindet sich die Eigenschaft hoher Effizienz in Anbetracht der Marktprozesse, der Liquidität des Marktes und des Teilnehmerkreises. Ein wesentliches Merkmal ist Markttransparenz mit schneller und zuverlässiger Preisinformation über geeignete, allseits vorhandene Medien. Liquidität als weiteres Charakteristikum des Geldmarkts bezieht sich auf Konvertibilität, Markttiefe und Risikofreiheit: Die Handelsobjekte müssen rasch und zu niedrigen Kosten in Aktiva höchster Liquidität, i.d.R. Zentralbankgeld, verwandelbar sein. Der Markt muss ferner tief genug sein, um auch ansehnliche Handelsvolumina ohne störende Preisausschläge zu bewältigen. Darüber hinaus müssen die Ausfallrisiken in bezug auf Handelsgegenstände und Marktteilnehmer gering und jedenfalls überschaubar sein. Und schließlich haben sich Zinsrisiken in engen Grenzen zu halten, was v.a. durch kurze (Rest-) Laufzeiten oder variable Verzinsung erreichbar ist. Der Handel vollzieht sich deshalb konkret in Form von definitiven Transaktionen, bei denen Kontenguthaben und fungible Wertpapiere mit kurzen Anfangs- oder (Rest-)Laufzeiten bewegt werden, sowie in Form von kurzfristig reversiblen Transaktionen auf Basis von Vollrechtsübertragungen (Repogeschäfte) und Verpfändungen. Marktteilnehmer, die Gewähr für Effizienz bieten, sind Monetäre Finanzinstitute (MFIs), Finanzinstitute generell, z.T. auch potente nichtfinanzielle Unternehmen. Als Gemeinsamkeit verbindet sie der institutionelle Hintergrund und Professionalität. Dennoch sind je nach Teilnehmerkreis unterschiedliche Abgrenzungen des Geldmarkts möglich und gebräuchlich: In engster Abgrenzung zählt zum Geldmarkt nur der reine Interbankenhandel, also die Umverteilung eines gegebenen Bestands an Zentralbankgeldguthaben zwischen Kreditinstituten zum Zwecke des Ausgleichs von Liquiditätsüberschüssen und -defiziten (horizontaler Liquiditätsausgleich). Eine bedeutsame Erweiterung trägt dem Umstand Rechnung, dass die Zentralbank die vorhandenen Zentralbankgeldbestände der Kreditinstitute ihren geldpolitischen Zielsetzungen entsprechend durch Zuführung oder Entzug von Zentralbankgeldguthaben beeinflussen bzw. regulieren kann (vertikaler Liquiditätsausgleich). Die Zinsbildung am Geldmarkt steht unter starkem Einfluss der Zentralbank. Im Rahmen ihrer geldpolitischen Geschäfte vermag diese den Tagesgeldzins in engen Grenzen auf jeder gewünschten Höhe zu halten. Dabei orientiert sich der Tagesgeldzins grundsätzlich am Satz desjenigen geldpolitischen Instruments, zu dem die Zentralbank den jeweiligen Restbedarf der Kreditinstitute an Zentralbankgeldguthaben (äußerstenfalls als »lender of last resort«) deckt oder entsprechende fiberschüsse aufnimmt. Die Zinsentwicklung am Geldmarkt im Währungsgebiet steht in enger Beziehung zur Entwicklung der Zinsen auf den Geldmärkten der Welt. Ein Zinsgefälle drückt unbeschadet der Kurzfristorientierung des Geldmarkts letztlich die auf die Wechselkurse projizierten relativen Stabilitätserwartungen aus. Literatur: Deutsche Bundesbank (Okt. 1995). Deutsche Bundesbank (Mai 1994). Hasewinkel, V. (1993). Herrmann, A. (1986). Deppe, H.-D. (1980). Rohde (1995). Europäische Zentralbank (1998)

Markt für kurzfristige Geldgeschäfte der Kreditinstitute mit der Bundesbank und untereinander, insbesondere für Tages-, Monats-, Dreimonats-und Jahresgeschäfte. Wechselrediskontgeschäfte und Lombardabschlüsse gehören gleichfalls hierzu. Die Konditionen für Geldmarktgeschäfte orientieren sich im Wesentlichen an Diskont- und Lombardsatz.

I. w. S. der Markt für kurzfristige und mittelfristige Kredite und Geldanlagen (Finanzmittelbeschaffungen und -anlagen). I. e. S. der Markt für Zentralbankgeld und Geldmarktpapiere. S. a. Euro-Geldmarkt.

(engl. finance market, money market) Als Geldmarkt bezeichnet man den Teil des Finanzmarktes, auf dem für Kreditinstitute Refinanzierungsmöglichkeiten zur Beschaffung von Zentralbankgeld (Geld) bestehen, die sie in Form kurzfristiger Finanzkredite (Kredit) an Nichtbanken ausleihen. Teilnehmer am deutschen Geldmarkt der Bundesrepublik Deutschland sind die Deutsche Bundesbank und die Geschäftsbanken. Der Handel von Zentralbankgeld zwischen den Banken erfolgt über Geldmarktkredite. Anlagen erfolgen nur für kurze Fristen, um eine Liquiditätssicherung (Liquidität) der Banken bei gleichzeitigen Zinserträgen zu erreichen. Bedarf an Geldmarktkrediten entsteht unregelmäßig, z. B. bei saisonal bedingten oder durch Zahlungsgewohnheiten der Bankkunden verursachten Barabhebungen, die zu einer Verknappung des Liquiditätsbestandes der Banken führen. Der Geldmarkt sorgt hier für eine funktionssichernde Verteilung der Zentralbankgeldmenge innerhalb des Bankensystems. Geldmarktkredite werden mit vertraglich vereinbarter Laufzeit (Festgeld) oder als Kündigungsgelder mit unbestimmter Laufzeit vereinbart. Laufzeiten reichen von einem Tag (Day to Day Money, Overnight Money) bis zu einem Jahr. Geldmarktkredite mit Laufzeiten über ein Monatsende hinaus werden als Ultimogeld bezeichnet.





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