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Wirtschaftslexikon
Ausgabe 2017
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Inflation

anhaltende Abnahme des Geldwertes bzw. Zunahme des Preisniveaus auf Güter- und Faktormärkten, wobei als Indikatoren i.d.R. ausgewählte Preisindizes herangezogen werden (z.B. - Preisindex für das Bruttosozialprodukt, Preisindex für die Lebenshaltung, Index der Erzeugerpreise industrieller Produkte). Häufig wird bereits das Vorliegen eines Nachfrageüberhangs (= Angebotslücke) als Inflationskriterium betrachtet ( inflatorische Lücke); der Nachfrageüberhang kann sowohl auf dem Gütermarkt (Güterlücke) als auch auf dem Faktormarkt auftreten (Faktorlücke). Ursachen und Auswirkungen einer Inflation sind Gegenstand der Inflationstheorie. Wird trotz inflatorischer Lücke durch Maßnahmen der staatlichen Preis- und Einkommenspolitik (z.B. Preis- und Lohnstop, - Rationierung) ein Ansteigen des Preisniveaus verhindert, so spricht man von zurückgestauter Inflation. Die offene Inflation (bei freier Preisbildung) kann je nach dem Ausmass der Beschleunigung der Geldentwertung als säkulare Inflation, schleichende Inflation, galoppierende Inflation oder Hyperinflation auftreten. Für den Fall, dass die inflationären Impulse über die außenwirtschaftlichen Beziehungen in eine Volkswirtschaft hereingetragen werden, wurde der Begriff importierte Inflation geprägt. Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Inflation werden je nach der Höhe der Geldentwertungsrate unterschiedlich ernst eingeschätzt. Aber selbst bei mäßigen Inflationsraten besteht die Gefahr, dass über sinkende Geldillusion selbstverstärkende Effekte auftreten, d.h., dass die Wirtschaftseinheiten bei ihren Dispositionen eine erwartete höhere Inflationsrate antizipieren (Beispiel: »Flucht in die Sachwerte«). Unter Verteilungsgesichtspunkten begünstigt die Inflation i.d.R. die Residualeinkommen zulasten der kontraktbestimmten Einkommen und andererseits die Erwerbs- und Vermögenseinkommen zulasten der Übertragungseinkommen (i.d.R. selbst dann, wenn letztere »dynamisiert» sind; dynamische Rente). Sachvermögen wird von der Geldentwertung geringer getroffen als Geldvermögen, es sei denn, die Forderungen sind durch > Gleitklauseln abgesichert. Gläubiger stellen sich schlechter als Schuldner, zumal wenn die Inflationsrate den Nominalzinssatz übersteigt. Die Redistributionswirkungen der Inflation führen i.d.R. zu einer volkswirtschaftlichen Fehlallokation der Ressourcen. Ordnungspolitisch ist u.a. auch eine Schwächung des Nominalwertprinzips zu befürchten. Dazu können unerwünschte außenwirtschaftliche Effekte treten, wenn die Inflationsrate im Inland die des Auslands übersteigt. Defizite in der  Leistungsbilanz und i.d.R. auch in der Kapitalbilanz (z.B. durch Kapitalflucht) verursachen dann einen Abwertungsdruck auf den Wechselkurs und/oder ein Schwinden der .s Währungsreserven. Darüber hinaus wirken Leistungsbilanzdefizite (via Exportmultiplikator) kontraktiv auf das Sozialprodukt und die Beschäftigung. Dadurch kann u.a. auch noch das gesamtwirtschaftliche Ziel der Vollbeschäftigung gefährdet werden (Stagflation). Den Stabilisierungsbemühungen der Träger der Wirtschaftspolitik (Konjunkturpolitik, Fiskalpolitik, Geldpolitik, Einkommenspolitik) war in den letzten Jahren in den Industrieländern ein gewisser Erfolg beschieden. Literatur: Heubes, J. (1989). Tweedy, D.P., Whittington, J. (1984). Pohl, R. (1981)

Geldentwertung, bedingt durch Fehlentwicklungen, z. B. starke Vermehrung der Zahlungsmittel, ohne dass diesem erhöhten Geldumlauf entsprechende Leistungen in Form von Warenerzeugungen und Dienstleistungen gegenüberstehen. Wenn ein Staat in Zeiten besonderer Entwicklungen (z. B. Krieg) seinen Geldbedarf nicht mehr durch Steuereinnahmen decken kann und seine Zahlungsverpflichtungen durch Kreditaufnahmen und eine Erhöhung des Geldumlaufs finanziert, sind starke Preissteigerungen die Folge. Man spricht dann von einer inflationären Entwicklung.
Bei hohen Inflationsraten kommt es zu vermehrten Sachwertinvestitionen (Begriff: »Flucht in die Sachwerte«). Gläubiger von Geldforderungen und Einkommensbezieher sind in diesem Fall benachteiligt.
In Deutschland besteht ein Schutz vor derartigen gesamtwirtschaftlichen Fehlentwicklungen durch die Tätigkeit der politisch unabhängigen Deutschen Bundesbank bzw. seit 1.1.1999 durch die Europäische Zentralbank (EZB) als oberste Währungshüterin.
In Deutschland ist die kriegsbedingte Inflation nach Beendigung des Ersten Weltkrieges in den 20er Jahren noch in guter Erinnerung. Ende 1923 waren 1 Billion Papiermark nur noch 1 Goldmark wert.

Begr. f. den über mehrere Perioden hinweg anhaltenden Anstieg des Preisniveaus. Für eine (gesamtwirtschaftliche) Inflation ist kennzeichnend, dass die Preissteigerungen grundsätzlich alle Gütergruppen (einer Volkswirtschaft) betreffen und damit ein allgemeiner Kaufkraftverlust des Geldes verbunden ist. Zur I. kommt es, wenn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage größer als das gesamtwirtschaftliche Angebot ist, und dadurch allgemein die Preise steigen. Es kann nicht von Inflation gesprochen werden, wenn nur die Preise einzelner Güter steigen. Die I. wird über Preisindices gemessen. Zur Messung der Veränderung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus wird grundsätzlich der Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte herangezogen. Die Inflation in der EU wird über den Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessen. Gegensatz: Deflation.

Anhaltende Preissteigerung, bei der die Geldmenge stärker als das Waren- und Dienstleistungsangebot wächst. Damit kommt es zu einem Kaufkraftschwund des Geldes.

Die andauernde Ausdehnung der Geldmenge und der fortwährende Anstieg der Geldeinkommen oder auch ein anhaltendes Schrumpfen des Außenwerts einer Währung. In der breiten Öffentlichkeit hat sich vor allem das Verständnis von Inflation als ein stetiger Anstieg des Preisniveaus, gemessen am Preisindex für die Lebenshaltung, durchgesetzt.
Vielfach wird auch zwischen schleichender (ge­dämpfter oder auch säkularer) Inflation auf der einen und galoppierender Inflation auf der ande­ren Seite unterschieden. Für Volkswirtschaften, die sehr hohe Teuerungsraten kennen, haben ei­nige Autoren den Begriff der “trabenden Inflation” eingeführt. Allerdings ist es so gut wie unmöglich, einigermaßen genau zu beschreiben, wo die schleichende Inflation aufhört und wo die traben­de Inflation beginnt. Offensichtlich sind die Über­gänge fließend und auch von der jeweiligen Gewöhnung und der Inflationstoleranz und -men­talität der betroffenen Nation abhängig.
Als “galoppierende Inflation” (Hyperinflation) be­zeichnet man kumulative Prozesse, deren Aus­wirkungen der Gewalt von Naturkatastrophen gleichen, weil dabei das Geld seine Funktionen als Wertaufbewahrungs- und Tauschmittel ver­liert. Sie sind in der Wirtschaftstheorie als Nach­kriegserscheinungen angesehen worden, deren Ursachen vor allem in der Finanzierung großer Haushaltsdefizite mit Hilfe der Notenpresse, in ei­ner zerrütteten Produktionsstruktur und in einer außerordentlichen Unstabilität der politischen Verhältnisse liegen.
Als herrschende Meinung über die Ursachen von Inflationen hat sich heute der von Milton Fried­man und seiner Chicago-School vertretene Monetarismus durchgesetzt.
Nach Friedman ist die Erhöhung der Geldmenge nicht nur die notwendige, son­dern auch die hinreichende Bedingung für die Entstehung und den Ablauf jeder Inflation. Alle weiteren Erklärungen werden entweder als ab­wegig oder irrelevant angesehen. Vereinfacht ausgedrückt steht hinter den Thesen des Mone­tarismus die Aussage, dass eine von der Zentral­bank zugelassene oder bewußt gesteuerte Erhöhung der Geldmenge auch die volkswirt­schaftliche Nachfrage erhöhe, was bei zunächst gleichem Güterangebot automatisch zu steigen­den Preisen führe. Das Ausmass der Teuerung ist dabei ausschließlich von der Stärke der Geld­mengenvermehrung abhängig. Die Zentralban­ken bedeutender Industrieländer orientieren ihre Geldpolitik an den Erkenntnissen und Lehren des Monetarismus.
Vor allem in den 1950er Jahren wurden Thesen der Nachfrage- und Kosteninflation diskutiert. In seiner Schrift “How to pay for the war” (1940) er­klärte John Maynard Keynes Inflation aus einem Geldüberhang, d.h. aus einer im Verhältnis zum Gesamtangebot zu hohen monetären Gesamt­nachfrage. Die Differenz bezeichnete er als “in­flatorische Lücke”.
Während Nachfrageinflationen häufig mit einem Versagen der Wirtschaftspolitik erklärt werden, schreibt man Kosteninflationen vor allem einer Verkrustung der Märkte, d.h. — monopolisti­schen Verhaltensweisen zu. In der Praxis hat sich jedoch herausgestellt, dass beide Inflations­typen in der Diagnose nur schwer voneinan­der abzugrenzen sind. So steigen Preise und Löhne in Inflationen immer. Löhne aber sind Ko­sten und Nachfrage zugleich.
Vielfach werden entweder die Preispolitik der Un­ternehmen (profit-push inflation) oder die Lohn­politik der Gewerkschaften (wage-push inflation) als Verursacher der Inflation bezeichnet. Beides wird entweder mit Marktmacht oder mit politi­scher Macht erklärt. Während Milton Friedman z.B. den Gewerkschaften neben dem Markt über­haupt keinen bestimmenden Einfluss zumißt, sieht Edward H. Chamberlin ihre Rolle als ent­scheidend an. Nach Werner Hicks besitzt jedes Wirtschaftssystem einen “Lohnstan­dard”, und das Preisniveau ist durch die durch­schnittliche Lohnhöhe bestimmt.
Auch der deutsche Sachverständigenrat zur Be­gutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwick­lung hat für die Erklärung der “hausgemachten” (nichtimportierten) Inflation vor allem die Kosten­hypothese vertreten.
Erfahrungsgemäss steigt in der ersten Phase des konjunkturellen Aufschwungs bei besser ausge­lasteten Kapazitäten und Arbeitskräftepotential die Produktivität besonders kräftig. Bei mäßig steigenden Löhnen sinken folglich die Lohnstück­kosten. “Dennoch werden die Preise im allgemei­nen nicht gesenkt — eine Verhaltensweise, deren große Bedeutung für die Erklärung der schlei­chenden Inflation offensichtlich ist” (H. J. Schmahl). In der Spätphase des Aufschwungs läßt mit zunehmender Kapazitätsauslastung der Produktivitätsanstieg nach. Mit dem Lohnanstieg verstärkt sich der Zuwachs der Lohnstückko­sten — was die Unternehmen in den Preisen wei­terzugeben versuchen. Das wird noch deutlicher in der Abschwungphase: Bei sinkender Kapa­zitätsauslastung und nachlassendem Produktivi­tätsforschritt steigen die Löhne noch eine Zeit­lang weiter. Dadurch verstärkt sich der Anstieg der Lohnstückkosten, was wiederum die Ober­wälzungsversuche der Anbieter verstärkt.

(engl. inflation) Inflation (von lat. inflatio = Aufblähung; gemeint ist die «Aufblähung» der Volkswirtschaft mit Geld) ist der Prozess einer anhaltenden Steigerung des Preisniveaus (gewogener Durchschnitt der Güterpreise) einer Volkswirtschaft, der über eine tolerierbare Marge (unvermeidliche Inflation) hinausgeht und über einen längeren Zeitraum anhält. Die Inflationsrate wird am Anstieg eines Preisindexes (z. B. Preisindex für die Lebenshaltung) gemessen. Nach der gängigen Auffassung liegt keine Inflation vor, wenn lediglich einzelne absolute Preise steigen oder der Preisindex aufgrund einer Mehrwertsteuererhöhung (Mehrwertsteuer) oder eines einmaligen Kostenschubes nach oben tendiert. Entsprechend dem dominierenden Auslösefaktor wird unterschieden zwischen Nachfrage(sog)inflation, Kosten(druck)inflation und importierter hrflation. Erstere liegt vor, wenn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage das gesamtwirtschaftliche Angebot übersteigt; eine Kosteninflation, wenn gestiegene Kosten auf die Preise überwälzt werden; und eine importierte Inflation, wenn Preissteigerungen im Ausland auf dem Wege des Außenhandels über importierte Vorleistungen oder steigende Exportnachfrage (Ausfuhr, Einfuhr) auf die heimischen Märkte (Markt) übergreifen. Mittel und langfristig wird das Niveau der Inflation von der Geldpolitik (z. B. der Europäischen Zentralbank) bestimmt (siehe auch a Indexierung [von Geldschulden] ). Eine Situation sinkenden Preisniveaus wird als Deflation bezeichnet.





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